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Reichenau am Freiwald

eigene KG; 446 ha

Dieses ursprüngliche Reihendorf mit seinen verstreuten Häusern und Waldhufenanlagen liegt an einem alten Verbindungsweg, dem ,,Postreitsteig", der von Freistadt (OÖ) über Karlstift und Langschlag zur Donau führte. Der Name der Siedlung, die vermutlich im späten 13. Jahrhundert gegründet wurde, bedeutet ein ,,erträgnisreiches Augebiet", also fruchtbare Wiesen. Eine landesfürstliche Untersuchung von 1376 ergab, dass der ,,Freiwald" an der oberösterreichischen Grenze schon seit ,,alter Zeit" von den Bewohnern der Stadt und des Landgerichtes Weitra frei genutzt werden durfte. Diese Freiheit wurde erst 1614 von der Herrschaft Weitra aufgehoben.

1340 wurde das Dorf "Reichenau" erstmals urkundlich genannt, als der Weitraer Bürger Merklin ein Lehen dem Dechant Konrad von Krems schenkte. 1351 verkaufte Mert der Stuchs von Trauttmansdorff sein Gut zu Reichenau mit Großpertholz und Voitschlag dem Eberhard Wolf von Dachsberg zu Rappottenstein. 1499 werden in Reichenau 5 Vogtholden angeführt, welche der Herrschaft Weitra den Weinfuhrpfennig reichten. 1556 hatte die Herrschaft Rappottenstein dort 7 Untertanen. 1653 kaufte Joachim Graf Windhag dieses kleine Gut und vereinigte es mit seiner Herrschaft Großpertholz. Es wurde aber auch weiterhin als eigenes Gut in der niederösterreichischen Landtafel geführt. Nach dem Tode des Grafen Windhag wählte dessen Witwe, Emilie Eleonora, 1679 Reichenau als Witwensitz. Sie residierte im dortigen Herrenhaus und scheint in den Taufbüchern der Pfarre Großpertholz mehrmals als Patin armer Leute auf. Mit der Herrschaft Großpertholz teilte Reichenau bis 1848 die weiteren Geschicke. 1795 hatte der Ort 38 Häuser. 1850 konstituierte sich Reichenau mit dem Sternhof und dem Laisterhof (358 Einwohner) zu einer eigenen Gemeinde, die sich 1971 der Gemeinde Großpertholz anschloss. Damals wurde der obere Teil der ehemaligen Gemeinde, die sogenannte ,,Kohlstatt", samt dem Stemhof abgetrennt und der Gemeinde Langschlag (pol. Bez. Zwettl) zugewiesen.

In Reichenau stand eine der ältesten Glashütten des Waldviertels, zu der 1601 Hartmann von Landau zu Rappottenstein eine neue baute. Diese Hütten wurden erstmals auf einer topographischen Karte 1651 dargestellt. 1686 verlegte Karl Freiherr von Hackelberg-Landau diese an die Stelle, wo heute Karlstift liegt. Bereits 1499 und 1556 kommt der Familienname Glaser in Reichenau vor.

Das Herrenhaus in Reichenau (Nr.1, später Nr.24) brannte 1800 ab. Der bäuerliche Besitzer riss die Mauern ab und baute das Haus an anderer Stelle wieder auf. Die Gemeinde Großpertholz hat nach dem Zweiten Weltkrieg die damals im Gemeindegebiet Reichenau gelegene ,,Habigerau" angekauft, um das dort befindliche Moorvorkommen kommerziell zu nutzen.

Die Ortskapelle wurde 1887 erbaut. 1845 wurde es Reichenau gestattet, einen eigenen Lehrer zu erhalten. Die Schule (ehemals im Haus Nr.3) hat nicht lange bestanden, jedenfalls wird sie 1852 nicht mehr angeführt.